Nächstes Top-Thema „Organizational Intelligence“ wird auf GFFT-Jahrestreffen diskutiert

Schloss Biebrich, 20.4.2018

Was kommt nach Industrie 4.0, also der umfassenden Automatisierung der industriellen Produktion? Es ist deutlich vorauszusehen, dass der zunehmende Einsatz der Künstlichen Intelligenz zu einer Automatisierung des ganzen Unternehmens führen wird.

Viele Bausteine dafür existieren bereits heute: Buchungsentscheidungen und Kreditvergaben werden von der IT bestimmt, die Buchhaltung und die Prüfung von Geschäftsberichten kann weitgehend durch die IT geleistet werden, Soziale Netzwerke werden automatisch ausgewertet und Lieferketten sind automatisiert. Wo wird dies enden und welche Konsequenzen hat dies für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft als Ganzes?

Die GFFT hat dafür den Begriff Organizational Intelligence geprägt und am 19.4.2018 auf dem GFFT-Jahrestreffen eine erste Standortbestimmung vorgenommen. Viele Experten u.a. vom VOICE-IT-Leiter-Verband, von PWC, MSG, Camelot und akademischen Vertretern haben dort die verschiedenen Aspekte dieses Trends beleuchtet.

Künstliche Intelligenz als Innovations-Treiber? Experten diskutieren bei GFFT-Netzwerktreffen

Die Technologie und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Forschung und Entwicklung von Softwareanwendungen und -werkzeugen. Darin waren sich die Teilnehmer des 7. Treffens des Kooperationsnetzwerkes „Erfolgreiche IT-Großprojekte: Mit System zum Erfolg“ einig. Die Gesellschaft zur Förderung des Forschungstransfers (GFFT) hatte dazu am 16.11.2017 nach Frankfurt am Main eingeladen. Das GFFT-Netzwerk wird im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) des Bundes gefördert.

„Digitalisierung und Innovation sind sehr eng mit dem Thema KI verknüpft. Dies sieht man auch daran, dass fast alle in unserem ZIM-Netzwerk laufenden, beantragten und geplanten Förderprojekte eine KI-Komponente aufweisen“, weiß Netzwerkmanager Dr. Thorsten Arendt gleich zu Beginn des Treffens bei seinem Überblick über die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Netzwerk zu berichten.

Nachdem Christoph Herr, Geschäftsführer der Spotfolio GmbH, anschließend über die Ergebnisse einer Studie über den boomenden Markt der KI in Deutschland referiert hatte, stellten Vertreter der Firma DriveLock SE ihre KI-basierte Lösung zur IT-Sicherheit im Zeitalter der Digitalisierung vor. „KI hat in unserem Alltag schon Einzug gehalten und wird auch bei Cyber-Attacken an Bedeutung gewinnen“, ist sich Sicherheits-Experte Falk Trümner von der Firma DriveLock sicher. Um diese komplexen Bedrohungen abzuwehren, bedürfe es intelligenter und ganzheitlicher Schutzmechanismen, klassische Ansätze würden nicht mehr ausreichen.

Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit des Netzwerks nach Ablauf der ZIM-Förderung Mitte 2018. Dazu stellten Arendt und Bernhard Koch, Geschäftsführer der GFFT Innovationsförderung GmbH, den Netzwerkpartnern ein Konzept vor, basierend auf Netzwerken und Kompetenzzentren und Innovation-Labs zu verschiedenen Themengebieten. „Damit erfüllen wir unseren Auftrag, den Forschungstransfer, auf einer weiteren Ebene“, so Koch. „Unser Ziel ist es, ‚Innovation as a Service‘ anbieten zu können.“

Lernende Unternehmen sind in Deutschland kein Thema

Ein neuer Blog der Gesellschaft zur Förderung des Forschungstransfers (GFFT) will den Begriff „Organizational Intelligence“ im deutschsprachigen Raum etablieren und mit Leben füllen. Vereinfacht ausgedrückt, versteht man darunter die Verbindung von Wissensmanagement und organisationellem Lernen, also all diejenigen Prozesse und Strukturen, die ein lernendes Unternehmen ausmachen. Der Einsatz künstlicher Intelligenz spielt dabei ebenfalls eine Rolle wie die Fähigkeit von Menschen, mit Veränderungsprozessen adäquat umzugehen.

„Zwar ist der Begriff ‚Organizational Intelligence‘ seit mehreren Jahrzehnten gebräuchlich, das dahinterstehende Konzept des lernenden Unternehmens im Kontext der Digitalisierung und der technologischen Veränderung ist jedoch im deutschsprachigen Raum kaum bekannt“, erläutert GFFT-Vorstandsmitglied Bernhard Koch. „Angesichts der Bedeutung des Themas für die mit der Digitalisierung einhergehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, ist das kaum nachvollziehbar“.

Die GFFT hat nun einen neuen Blog ins Leben gerufen, auf dem das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert wird. Den Auftakt macht ein Beitrag zur Bedeutung der Organizational Intelligence im Hinblick auf die Rolle der Digitalisierung in der Industrie 4.0.

„In der Praxis kann man häufig beobachten, dass die Digitalisierung vom Werkzeug zur Erfüllung der unternehmerischen Ziele zum Selbstzweck erhoben wird“, erklärt der Verfasser des Beitrags, David Veith. „Dabei sollte es vielmehr darum gehen, die zur Anpassung an veränderte Anforderungen benötigten Methoden präzise zu bestimmen und korrekt anzuwenden“. Nur so könnten flexible, an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Verfahren entwickelt werden.

Weitere geplante Blog-Beiträge werden sich mit den zu erwartenden Herausforderungen für die Unternehmensleitung oder mit möglichen Konsequenzen für die Belegschaft befassen. Auch wird die Frage diskutiert werden, wie Unternehmen alle relevanten internen und externen Informationen in einer Art Frühwarnsystem zusammenführen können.

Den Blog und weitere Informationen zum Thema finden Sie unter

www.organizational-intelligence.de.

Ansprechpartner für Rückfragen:

GFFT Innovationsförderung GmbH

Bernhard Koch

Tel: 06101/95 49 80

Bernhard.koch@gfft-ev.de

GFFT-Jahreshauptversammlung zum Thema „Organizational Intelligence“ am 19. April 2018

Datenpflege ist kritischer Erfolgsfaktor für Unternehmen – ZIM-Kooperationsprojekt will Machine Learning Verfahren zur fehlertoleranten automatischen Dublettenerkennung (Identity Resolution) entwickeln

Die Pflege von Kunden- und Interessentendatenbanken für Unternehmen und Institutionen künftig zu vereinfachen ist das Ziel eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekts des Instituts für Angewandte Informatik (InfAI) e.V., Leipzig und der Uniserv GmbH, Pforzheim. Beide Partner sind Mitglied in dem bundesweiten GFFT-Kooperationsnetzwerk „Erfolgreiche IT-Großprojekte: Mit System zum Erfolg“.

Fehlertolerante automatische Dublettenerkennung ist Voraussetzung, damit Unternehmen zum Beispiel eine komplette 360°-Sicht auf Kunden und Interessenten herstellen oder personalisierte Kundeninteraktion auslösen können. Dies gilt auch für Analysen auf Haushaltsebene oder um einen Abgleich gegen Sperrlisten zur Betrugserkennung und Risikoabschätzung durchzuführen.

Im Bereich der Verwaltung großer Datenbestände von Kunden und Interessenten ist die Erstellung von Geschäftsregeln für die Erkennung von Duplikaten eine hoch komplexe Aufgabe. Denn es geht dabei nicht nur um doppelte oder mehrfach vorhandene Stammdaten, sondern oft auch um zugehörige Transaktionsdaten, die nicht über eindeutige Kundennummern, sondern über so genannte „weiche“ Identifikationskriterien wie Namen und Adressen, Telefonnummer, E-Mailadresse oder Social Login zugeordnet werden müssen. Diese Zuordnungen maschinell sicher durch zu führen, wird im Zeitalter der Digitalisierung immer wichtiger.

Dabei sind diese Geschäftsregeln nicht nur je Unternehmen und Institution unterschiedlich. Sie hängen auch erheblich von der jeweiligen Aufgabenstellung (wie beispielsweise Konsolidierung aller Finanz- und Versicherungsverträge in einem Haushalt oder Datenanreicherung für Marketing-Kampagnen) ab sowie auch von der Datenqualität, die je nach Erfassungsart (Webformular, Call-Center etc.) sehr unterschiedlich ist. Da sich Aufgaben und Anforderungen oft sehr kurzfristig ergeben bzw. ändern, muss die Erstellung eines neuen aufgabenspezifischen Regelwerks sehr schnell und möglichst durch die Fachabteilung direkt erfolgen können.

Mit Hilfe des Projekts KOBRA (Konfiguration von Business-Regeln für Anwender von Duplikaterken­nungssystemen) soll nun eine Lösung geschaffen werden, die die aufgaben- und unternehmensspeziellen Regeln durch Hinzufügen von positiven und negativen Beispielen der Nutzer immer besser an die spezifische Problemstellung anpasst. Dies geschieht durch eine neuartige Kombination unter­schiedlicher Verfahren des maschinellen Lernens mit einer Trainingsdatenselektion, Historisierung und Simulationsumgebung. Mittels dieser automatisierten Identitäts- und damit Duplikaterkennung kann die Datenqualität signifikant gesteigert werden.

„Das Projekt ermöglicht es uns, Knowhow aus langjähriger Forschungsarbeit in die Praxis übertragen zu können und gemeinsam weiter zu vertiefen. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Uniserv“, erläutert Professor Erhard Rahm, Leiter der Abteilung Datenbanken am InfAI.

Hervorgegangen ist das Projekt KOBRA aus dem ZIM-geförderten Kooperationsnetzwerk „Erfolgrei­che IT-Großprojekte: Mit System zum Erfolg“, welches von der GFFT Innovationsförderung GmbH be­trieben wird. Ziel des Netzwerks ist es, bestehende Methoden, Techniken und Werkzeuge, die für kleine und mittlere Projekte gut geeignet sind, systematisch auf ihre Eignung für IT-Großprojekte zu untersuchen, um dann die dort erkannten methodischen und technologischen Lücken zu schließen. So soll ein durchgehendes Gesamtkonzept zur erfolgreichen Durchführung großer IT-Projekte ge­schaffen werden.

„Wir freuen uns sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit der GFFT und dem InfAI im Rahmen des Forschungsprojekts KOBRA. Das Projekt soll zeigen, wie Künstliche Intelligenz dabei helfen kann, die Ansprache von Unternehmen an ihre Kunden zu verbessern – und die Qualität von Kundendaten zu erhöhen. Die Ergebnisse des Projekts wollen wir nach Abschluss auch in unsere Lösung Uniserv Identity einfließen lassen“, erklärt Dr. Simone Braun, Business Development, Uniserv.

Das Projekt KOBRA wird für zwei Jahre im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.