Organizational Intelligence – Unternehmen als Prozessschritt auf dem Weg von der Wertschaffung zum Werteverzehr

In den letzten Beiträgen haben wir uns mit den Anforderungen an die Vernetzung und Verknüpfung industrieller Prozesse beschäftigt. Wir haben diskutiert, wie die nachfolgenden Eigenschaften genutzt werden können, um ein Unternehmen mit seiner Umwelt zu verknüpfen und wie sich daraus ein geschäftsstrategischer Mehrwert ergibt:

  1. Echtzeitbedingung
  2. Vernetzungsbedingung
  3. Nutzen- und Wertsteigerung
  4. Transparente, eindeutig interpretierbare und vollautomatische Entscheidungsfindung
  5. Selbstlernende Systeme
  6. Unternehmenssensorik
  7. Künstliche Intelligenz
  8. Investition

Im vorliegenden vierten Teil unserer Serie widmen wir uns der Frage, welche Auswirkungen sich durch Prozessintegration auf die Organisation eines Unternehmens und auf die Menschen in den verbundenen Wertschöpfungsprozessen ergeben.

Erweiterte Handlungsfähigkeit durch Informationstechnologie

Die Vorzüge der Informationstechnologie kommen insbesondere dort zum Tragen, wo der Menschen an seine Grenzen gerät.

Denken wir beispielsweise an:

  • die Verarbeitung großer Datenmengen,
  • die Datenkombinatorik, also die Schaffung von Verbindungen zwischen isolierten Daten oder
  • die Einbeziehung von gespeicherten Vorfällen, Ereignissen und Informationen aus der Vergangenheit in die Verarbeitung. Der Computer vergisst bekanntlich nichts.

Neben der Frage, wo Informationstechnologie eingesetzt wird, kommt zunehmend eine weitere hinzu, nämlich die des intelligenten Handelns. Geht man davon aus, dass die Erfahrungen und Informationen der Vergangenheit mit den aktuellen, eine Entscheidung beeinflussenden, Parametern die Basis für künftige Entscheidungen bilden, dann ergeben sich daraus zwei wichtige Annahmen. Diese Annahmen betreffen einerseits die Organisation und andererseits die darin handelnden Menschen:

  • Intelligentes Handeln ermöglicht schnellere, objektivere, transparentere und damit bessere Zukunftsentscheidungen.
  • Intelligentes Handeln trägt zur Automatisierung von wiederkehrenden und regelbasierten Vorgängen und ganzen Geschäftsprozessen bei.

Intelligente Unternehmen benötigen intelligente Technik-Infrastruktur

Nach dem traditionellen Verständnis betrifft Organizational Intelligence vor allem die Bereiche Unternehmenskultur, Leadership, Employee Engagement und daraus abgeleitete Performance-Indikatoren eines Unternehmens. Der technische Fortschritt führt jedoch auch zu Veränderungen in der Organisation. Die datentechnische Vernetzung geht zunehmend über die transaktionale Prozessbegleitung hinaus. Technischer Fortschritt ermöglicht Innovation auf allen Ebenen des Unternehmens, nicht nur in der Abteilung für Produkt- und Serviceentwicklung. Vor allem aber ermöglicht er die kreative Einbindung von Partnern in Wertschöpfungsnetzwerke. So nehmen die Automatisierung von transaktionalen Prozessen und die Verarbeitungsmöglichkeiten von strukturierten und unstrukturierten Daten aus internen und externen Quellen Einfluss auf die Gestaltung von Unternehmensorganisationen und deren Abläufe.
Folgende Punkte stehen dabei im Vordergrund der Betrachtung:

  • Wie wird Innovation gemessen auf den verschiedenen Ebenen des Unternehmens?
  • Welche Anreizsysteme unterstützen den Netzwerkgedanken?
  • Sind die Prozessabläufe und -schritte in einem Wertschöpfungsnetzwerk noch passend?
  • Müssen Mitarbeiter viel stärker als bisher Zuständigkeit und Verantwortung für den Gesamtprozess übernehmen?
  • Bisherige Prozessschrittreihenfolgen müssen hinterfragt und stärker parallelisiert werden.
  • Eine Verzahnung mit Partnern kann und wird nicht mehr nur auf Einkauf und Vertrieb beschränkt sein.

Technische Veränderungen erzeugen Handlungsbedarf in der Organisation

Diese Aufzählung ist sicher nicht vollständig, zeigt aber, dass die technischen Veränderungen auch auf der Seite der Organisationsentwicklung Handlungsbedarf erzeugen. Organisationsstrukturen müssen angepasst und stärker auf Vernetzung ausgerichtet werden. Die Qualifikation der Mitarbeiter muss neben dem prozessspezifischen Wissen auch Themen wie Networking und Kollaboration aber auch IT-Verständnis berücksichtigen. Alle Abläufe müssen sich stärker an der Vernetzung ausrichten.

Diese Überlegungen führen zu einer Vision:

In integrierten Prozessketten betrachten sich Unternehmen als einen Prozessschritt auf dem Weg von der Wertschaffung zum Werteverzehr. Eine intelligente organisatorische und technische Verflechtung aller beteiligten Entitäten ist die Voraussetzung, dass die Vision Wirklichkeit werden kann.