Was haben US-Sanktionen mit Technologie zu tun?

Bad Vilbel, 13.5.2018, GGroße. Im Alleingang hat der amerikanische Präsident die internationalen Verträge mit dem Iran gekündigt. Als Konsequenz verlangt er von allen Unternehmen, die mit Amerika weiterhin Geschäfte durchführen möchten, ihre Iran-Beziehungen ebenfalls einzustellen.

Unabhängig von den Fragen, ob diese Art der Politik als fair, strategisch geschickt oder egoistisch bezeichnet werden sollte, gebietet es die Situation, über die eigene Stärke nachzudenken. Es erscheint mehr als unbefriedigend, dass ein einzelnes Land den europäischen Wirtschaftsraum mit mehr als 500 Mio. Menschen vor sich hertreiben kann und die Politiker dabei nur hilflos mit den Achseln zucken können. 2011 haben beispielsweise weltweit aufgestellte Unternehmen wie Ebay und Paypal ihre europäischen Kunden aus politischen Gründen dazu gezwungen, ihre Kuba-Geschäfte einzustellen. Ebay hat dazu einfach die Shops von betroffenen Händlern gesperrt. Natürlich ist dies rechtlich nicht in Ordnung, effektiv war es alle mal.

Da die wirtschaftliche Stärke ein offensichtliches Kriterium für die Durchsetzung politischer Interessen ist, wäre es für Europa und Deutschland ratsam, gezielt die Technologieführerschaft in strategisch entscheidenden Wirtschaftsfeldern anzustreben. Besonders spannend sind dabei Technologien, die einem Quasi-Monopol entsprechen und die man schnell und zielgenau abschalten kann. Gute Beispiele sind Microsoft, Amazon und Google, die auf Kontozugängen beruhen und bei denen ein Abschalten für den Anbieter nur begrenzte Nachteile mit sich bringt. Im Gegensatz dazu kann mit einem Vorsprung im Bereich Industrie 4.0 weit weniger Druck ausgeübt und Aufsehen erzeugt werden.

Was also ist zu tun?

  1. Unter politischer Führung sollte ein Aktionsplan zur Identifikation und Entwicklung strategisch relevanter Technologien ins Leben gerufen werden. Im Anschluss sollten in den existierenden Förderprogrammen die Anträge priorisiert werden, die diesen Zielen zuarbeiten.
  2. Es muss darauf hingearbeitet werden, dass der europäische Wirtschaftsraum seine Anstrengungen hinsichtlich der identifizierten Technologien abstimmt. Nur als Europa sind wir stark genug, um gegen die USA und China zu bestehen. Konkret sollte daher die Liste der relevanten Technologien gleich mit den europäischen Partnern abgesprochen werden.
  3. Der deutsche Markt als größter Binnenmarkt der EU sollte den europäischen Partnern stärker geöffnet werden. Ein wichtiger Grund, warum Technologien in den USA schneller an Relevanz gewinnen und daher mit mehr Startkapital unterlegt werden, liegt an dem sehr großen und in puncto Sprache und Lebensverhältnisse sehr homogenen Binnenmarkt. Dieser Nachteil kann nur mit und durch Deutschland ausgeglichen werden. Es wäre also zu überlegen, wie man den deutschen Markt zum Katalysator für Europa und den Weltmarkt entwickeln kann.

Man bedenke, dass schon alleine die Konkretisierung der Innovationsanstrengungen und die Abstimmung für einen positiven Effekt sorgen werden. Der finanzielle Mehraufwand gegenüber den heutigen Ausgaben beschränkt sich also erst mal lediglich auf die Koordination.

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